Wow. Ich muss hier erstmal den ganzen Staub wegpusten, der sich auf meinem Blog über die Jahre gesammelt hat. Ist ziemlich lange her. Manches ist geblieben, manches durfte getrost in den Papierkorb wandern. Zeit das alles hier mal wiederzubeleben.
Was mir als allererstes auffällt: Ich liebe das Klacken meiner Tastatur, das hab ich vermisst. Ich lieb das Kerzenlicht am Mittag, den dampfenden Pfefferminztee neben mir und die Stimme von Freak Slug, die mir dabei ins Ohr säuselt. Kannte die Band zurvor nicht, sie kam nur gerade zufällig in einer Playlist. Aber gefällt mir.
Auf der Teeverpackung vorhin stand "Genieße diesen Tee nach dem Abendessen". Pffft, ich trink den Tee wann ich will. Dabei fühl ich mich ein bisschen rebellisch. Darüber muss ich lächeln.
.. Also, wo fang ich an?
Kreative Sinnkrise
Diejenigen, die mir auf Instagram folgen, dürfen diese Passage getrost überspringen.
Drei Monate kein Post auf Social Media. drei Monate nichts passiert. 12 Wochen Leere.
Im Sommer 2023 hab ich mir mit zwei Freunden einen Traum erfüllt - mein eigenes kleines Atelier. Für mich hat sich das wahnsinnig gut angefühlt. Ich war so stolz, so voller Tatendrang, voller Energie. Ich hatte endlich das erreicht, was ich mir für FSG.art all die Jahre gewünscht habe. Mein eigenes Atelier!
Doch im Oktober letzten Jahres wurde dieser ganze Traum jäh mit einer einzigen WhatsApp-Nachricht ruiniert. Puff. Traum weg. Glückwunsch Zweifler, ihr hattet also recht.
Für das Kreativo-Paar, das mit im Studio eingezogen war, hat es zeitlich nicht mehr gepasst - was total okay ist. Einen Worst Case hatte ich wie immer eingeplant.
Aber es war trotzdem extrem hart für mich. Ich musste mir überlegen, ob ich mir innerhalb von drei Monaten zwei neue Partner*innen dazu hole oder ob ich das alleine stemmen kann. Beides keine Option.
Ich war noch viel zu niedergeschlagen, als dass ich hätte so eine Entscheidung treffen können. Ich bin so nicht, solche Dinge muss ich gut durchdenken und ich hatte das Gefühl dafür bleibt mir keine Zeit. Also hab ich die Kündigung weggeschickt. Tja, und seitdem blieb in mir nur die Leere.
Egal, was ich versucht habe, aus mir ist einfach nichts mehr herausgekommen.
Wenn dein Tun und Schaffen solange auf ein größeres Ziel hinarbeitet und dieses Ziel plötzlich verpufft, was bleibt dann noch?
Andere Kreativschaffende können das vielleicht nachvollziehen. Es hat mich in eine tiefe, kreative Sinnkrise gestürzt. Dabei ist es nicht mal so, dass mich der Verlust der Räumlichkeiten an sich so trifft. Die waren zwar total schön, aber das war nicht der ausschlaggebende Punkt. Es war eher der persönliche Wert als Kreativo, den das Atelier für mich hatte.
Dort konnte ich meine kreative Identität kanalisieren. Mit dem Atelier bekam mein kreatives Schaffen plötzlich eine gewisse Ernsthaftigkeit. Ich hatte einen Ort, an dem ich mich komplett entfalten konnte, einfach so wie ich es will. Das bedeutete für mich eine gewisse Freiheit.
Jetzt ist das alles plötzlich weg. Natürlich weiß ich, dass diese Räume weder die Ernsthaftigkeit noch den Wert meiner Arbeit definieren. Aber so fühlte es sich die ganze Zeit an. Ich hatte kein Ziel mehr vor Augen, nach dem ich streben kann. Hab ich noch immer nicht. Was soll ich also tun? Ich muss mich umorientieren. Doch wie genau soll ich das anstellen? Darüber hab ich viel nachgedacht.
Ich bin noch nicht wirklich viel schlauer, ich weiß überhaupt nicht wo ich hin will - ich weiß auch nicht, ob das überhaupt wichtig ist.
Es geht ja eigentlich um die Sache an sich, ich weiß. Aber ich bin komplett absolut total lost.
Wer bin ich als Kreativschaffende? Was bedeutet meine Kunst? Ist das überhaupt Kunst? Ist das gut genug?
So ernst habe ich über den Sinn meines kreativen Tuns in meinem Leben noch nicht nachgedacht.
Anders als sonst
In dieser Zeit ist einfach alles an mir vorbeigezogen. Ich hab bestenfalls nur noch Leere gespürt.
Das war extrem seltsam. Und schlimm. Mein Traum war gebrochen. Also entschloss ich mich Muster zu brechen. Ich weiß nicht wieso, es hat sich einfach gut angefühlt.
Ich wollte Dinge plötzlich einfach anders angehen. Ich hab (Oh weh!) alle Advendtskalender schon im November geöffnet, der Dezember und die ganze Weihnachtszeit sind an mir vorbeigerauscht. An Heilig Abend hab ich mich zum aller ersten Mal nicht in festliche, unbequeme Kleidung gezwungen, ich hab kein Make Up aufgelegt. Scheiß drauf. Ich hab meine Eltern besucht, es gab keine Bescherung, ich lag einfach nur vor dem Kamin und hab gelesen, ein bisschen was gegessen. Das war`s. Und es war so gut!
Ich hatte definitiv die Schnauze voll davon, es immer allen anderen recht zu machen, anstatt einfach mal auf mich selbst zu hören. Was wollte ich eigentlich wirklich?
Zu Weihnachten hat mir ein lieber Mensch eine Karte geschenkt in der sowas stand wie "Was wäre das Leben, wenn wir nichts zu verlieren hätten? Lass uns was verlieren, ich glaube das kann nur gut werden". Darüber hab ich nachgedacht.
Was bin ich bereit zu verlieren? Was definiert mich? Woran will ich nicht länger festhalten? Wie ehrlich kann ich zu mir selbst sein? Was brauche ich? Wer bin ich, wenn ich nichts kreatives mehr schaffen kann? Wer bin ich als Künstlerin? Bin ich das überhaupt? Und wer definiert das?
Ein neuer Anfang
Ich war kurz davor alles einfach sein zu lassen.
Wozu das alles noch öffentlich teilen? Wen interessiert das überhaupt? Ist es wichtig, ob ich sowas teile - wenn ich es doch eh eigentlich primär für mich tue?
Mach ich mir nichts länger vor - Meine Followerschaft auf Instagram ist nur noch eine leere Hülle. Keine Interaktion mehr. Brauch ich das denn? Schön war’s als schon.
Mir ist die Zahl meiner Follower egal. Aber mir ist es nicht egal, ob ich diese Menschen noch erreiche oder nicht. Ob meine Kunst zu mehr im Stande ist, mehr erreicht als `nur`mein Innerstes - nämlich das von anderen Menschen zum Beispiel.
Was mach ich also?
Was mach ich? Was mach ich? Was mach ich?
Heute Morgen ging es mir dann so schlecht, dass ich es entschieden habe.
Meinen ersten Schritt. Neuanfang. Babysteps.
Also - es muss als erstes ein neuer Account auf Insta her. Der Name bleibt. Der alte Account wird zum Archiv. Die Idee fand ich bei anderen auf Instagram schon so toll.
Ich will keine neue Identität - ich will meinen Namen behalten, meine Corporate Identity, meine Werte, meine Grundsätze.
Aber es braucht eine neue Ausrichtung. Einen frischen Anstrich. Ich weiß noch überhaupt nicht wo es hingeht. Alles gerade nur eine Momentaufnahme. Aber ich muss etwas tun, bevor ich mich verliere.
Ein neuer Anfang ist gemacht. Mal sehen, was dabei herauskommt und wie es sich entwickelt.
Ich halt euch auf dem Laufenden!
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